WERBUNG VERPACKUNG VERPACKUNGSDESIGN FARBEN
Ein wesentliches
Element der kommunikativen
Gestaltungsmittel ist die Farbe. Die
Psychologie definiert die Farbe als spezielle Sinnesempfindung. Von
vorrangiger Bedeutung ist das Gestaltungsmittel "Farbe" bei
vielen Bereichen der Verpackungsgestaltung. Farben und
Farbassoziationen sind besonders wichtig bei der menschlichen
Bildverarbeitung. Sie verstärken die Wirkung von Markenbildern,
vorausgesetzt, sie werden richtig im Sinne der beabsichtigten Information
eingesetzt. Bei Menschen ähnlicher Kultur haben die meisten Farbassoziationen eine stark vergleichbare schematische Wirkung. In einer Untersuchung über Farbassoziationen der deutschen Bevölkerung wurden folgende Ergebnisse ermittelt: |
Die Wahrheit | Die Leere | Das Kühle | |||
weiß | 40 % | schwarz | 37 % | blau | 46 % |
blau | 27 % | grau | 21 % | silber | 14 % |
gold | 16 % | weiß | 21 % | weiß | 13 % |
grau | 5 % | blau | 11 % | grün | 6 % |
Die Wärme | Das Verführerische | Die Brutalität | |||
rot | 42 % | rot | 31 % | schwarz | 41 % |
orange | 23 % | rosa | 19 % | rot | 24 % |
braun | 12 % | violett | 14 % | braun | 18 % |
gelb | 8 % | schwarz | 12 % | orange | 5 % |
gold | 5 % | gold | 7 % |
Der Begriff
"sommerlich" wird mit den Vorstellungen gelb (52 %),
blau (34 %) und
bunt (15 %) verbunden. Die Farbzusammenstellung der Flasche des Calvin Klein Parfums CK ONE SUMMER entspricht dieser Wertung. |
G. Behrens ("Die Wahrnehmung des Konsumenten, Verlag Harry Deutsch; 1982) gibt in der folgenden Tabelle einige Beispiele für Farben, die unterschiedliche Bedeutung zu den verschiedenen Sinnesassoziationen (Gewichtsempfinden, Tastempfinden, Geschmack und Temperatur) zuordnen. Nach unten stehender Tabelle müsste also z.B. bei Fruchtsaftgetränken mit Zitrone darauf geachtet werden, dass die abgebildete Zitrone keinen zu starken Grün-Ton erhält, denn gelbgrün wird mit bitter assoziiert und mit unreif: |
GELB | GRÜN | BLAU | ROT | ROSA | |
Gewichtsempfinden | je heller desto leichter | wie bei Gelb | wie bei Gelb | wie bei Gelb | leicht |
Tastempfinden | weich, vor allem rötliches | dunkel wirkt hart | hell wirkt weich | dunkel wirkt rau | zart, sehr weich |
Geschmack | grünlich: sauer, rötlich: süß | bitter, salzig | neutral | würzig, knusprig, scharf | süßlich |
Temperatur | warm | frisch, kühl | frisch bis kalt | warm, heiß | Hauttemperatur |
Vor der internationalen Platzierung
der Zigarettenmarke "Memphis", musste der Einfluss der
Verpackungsfarbe auf das Geschmacksempfinden getestet werden. Die
bisherige Farbe - Grün - wäre in einigen
Ländern mit Mentholgeschmack assoziiert
worden. Die Zigarette wurde in Packungen mit unterschiedlichen Farbkombinationen den Testpersonen vorgelegt. Ein paar Beispiele: |
In der weißen Verpackung erschien die Zigarette leichter, milder, eher weiblich. Rote Packungen "machten" die Zigarette stärker, eine Empfindung, die bei dunkleren Rottönen noch zunahm. Die bisherigen "Memphis-Konsumenten" empfanden das ursprüngliche Grün als "naturecht", konnten sich aber nicht durchsetzen. Die Entscheidung fiel auf Rot : |
Gleich vorweg: Hier handelt es sich um
Bier. Zielgruppe: Frauen Nicht die Farbe der Verpackung sorgt für falsche Schlüsse, sondern die des Inhalts. Das Weißglas erlaubt den Blick auf den Inhalt. Der sieht ja nun keineswegs nach Bier aus. Eher nach einem fruchtig-alkoholischen Drink. Die britisch/kanadische Brauerei Molson Coors brachte im Herbst 2011 ein Kohlensäure armes |
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Frauen-Bier in drei Geschmacksrichtungen auf
den Markt. Ein rosa Bier (Crisp Rosé), Bier mit Zitronenaroma und eine farblose (clear filtered) Variante stehen zur Wahl. |
Nach einem Blick auf die Verpackung
Bild 1 + 2 könnte man schließen, dass sie dunkle Schokolade enthält. Der Verpackungstext siehe unten der Marke aus dem SPAR PREMIUM - Sortiment gibt eine andere Auskunft ("Extra feine Milchschokolade"), der Vergleich Verpackungsbild / Packungsinhalt Bild 3 ebenfalls. Einzig bei der Sorte NUSS-SPLITTER Bild 4 stimmen Abbildung und Inhalt überein.
PISTAZIE
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VERPACKUNGSDESIGN und Konsumphasen
Die Markeninformation
wird
meist durch die klassische Werbung - Fernsehspots, Print-, Hörfunk- oder
Kinowerbung - übermittelt. Hier
werden dem Konsumenten die gestaltete Verpackung, bzw. das Produkt selbst
sowie die Markenwerte und -symbole dargeboten. In der zweiten Phase, der POS-Informationsphase, kommen die Produktpräsentation, die Produkte und ihre Verpackung selbst sowie die Verkaufsförderungsmaßnahmen POS-Radio, POS-TV und die persönliche Beratung im Verkauf zum Einsatz. Mehr als 60 % aller Kaufentscheidungen werden am POS getroffen. Die Verpackung hat die Funktion eines stummen Verkäufers. Ihre Gestaltung (Blockbildung, lichtreflektierende Oberflächengestaltung, farbliche Herausstellung, emotionale Gestaltung mit Bildern, aktivierende Icons, ...) soll die Blicke der Konsumenten auf sich ziehen, die Produkt- und Markenbotschaft sicher vermitteln (durch gestalterische Nutzung von Form-, Farb-, Material- und Zeichencodes - vgl. VERPACKUNG - ), die Werbung unterstützen und aktualisieren und darüber hinaus noch den Kaufimpuls auslösen. Am POS entscheiden der "Impulskäufer" und der "Gelegenheitskäufer", was sie mitnehmen. Durch Verpackungsabbildungen oder Sonderdisplays, die Bezug auf die Vorinformationsphase , also die entsprechenden Werbespots, nehmen, können die Produktwelten aus den Fernsehspots oder der Printwerbung in der POS-Phase wieder im Gedächtnis aktiviert werden. Floorminder, Werbeteppiche, TV-Spots am POS können hier nochmals die "Entscheidungshilfe" leisten. Bedenken während der Kaufentscheidung "Bedenken" ("Ist dieses Produkt wirklich das geeignete?", "Brauche ich diese Produkt wirklich?", "Kann ich mir das überhaupt leisten?") können abgebaut werden, wenn entsprechende Hinweise auf der Verpackung (z.B. Stiftung-Warentest-Note, Garantieerklärung, ...) diese Vorbehalte ausräumt.Während der Nutzungsphase - Zeit des Markengebrauchs bzw. des Konsums - erweist sich für den Konsumenten, ob die Marke die in der Werbung vermittelten Markenwerte erfüllt. Hier entscheidet sich, ob die Marke sich zur Stamm-Marke entwickeln kann und danach gewohnheitsmäßig gekauft wird, oder ob sie zu einem Gelegenheitsprodukt wird, welches man, wenn überhaupt, nur zu einem "Aktionspreis" einkauft. Hier erfährt der Konsument das Handling der Verpackung - Öffnen (wenn es geht), Verschließen (detto), Schütten (verschütten?), Portionieren (zu viel, zu wenig, alles?), Attraktivität auf dem gedeckten Tisch, Entsorgen, ... . |
Letzte Aktualisierung 24. Mai 2012